NACHBERICHT ZUM VORTRAG AM 12. MÄRZ 2024 „ERNEUERBARE ENERGIEN – RISIKEN UND CHANCEN FÜR DIE DÖRFER“ von Irene Konrad, Hausen
Zu einem spannenden Informationsabend im Hausener Sportheim hatte die Genossenschaft Arnsteiner Bürger-Energie eingeladen. Norbert Zösch informierte in der gut besuchten Veranstaltung über das Stadtwerk Haßfurt. Er ist seit über 25 Jahren Geschäftsführer dieser GmbH und beschäftigt sich dort mit der Umstellung von fossiler auf erneuerbare Energie.
Von seinem Vortrag waren die rund 40 Anwesenden des Infoabends sehr beeindruckt. Schon vor vielen Jahren hat die Stadt Haßfurt ein Konzept entwickelt mit dem Ziel, sich autark mit erneuerbarer Energie zu versorgen. Das Stadtwerk Haßfurt betreibt 13 Windräder, eine Biogasanlage und Photovoltaik-Anlagen auf Freiflächen. Alle öffentlichen Gebäude haben seit 2015 grundsätzlich Photovoltaik-Anlagen auf ihren Dächern. Außerdem speichert das Stadtwerk seinen erzeugten Strom in einer Batterie.
Als Besonderheit haben die Haßfurter darüber hinaus einen Elektrolyseur. Er wird auch Power to Gas-Anlage (PtG) genannt. Mit dieser PtG-Anlage wird grüner Wasserstoff erzeugt, wenn es überschüssigen Strom gibt. Aufgrund dieser vielfältigen Maßnahmen kann das Stadtwerk trotz einer rechnerisch 300-prozentigen Stromversorgung aus erneuerbaren Energien das Stromnetz stabil halten, ohne es unverhältnismäßig groß ausbauen zu müssen.
Norbert Zösch ist der Ansicht, dass die „Stromerzeuger“ räumlich nahe bei den Verbrauchern aufgestellt werden sollten. So könne der Bedarf an Stromleitungen am einfachsten optimiert werden. Dennoch werde die Energiewende ohne einen deutlichen Ausbau der Stromnetze nicht funktionieren. Die damit verbundenen Steigerungen der Netzentgelte würden aber nicht von Dauer sein. Vielmehr würden nach der Abschreibung der neuen Stromleitungen die Netzentgelte wieder sinken.
In Haßfurt wird der grüne Wasserstoff in einem Tank zwischengelagert. Wenn Bedarf da ist, erzeugt ein Blockheizkraftwerk aus dem Wasserstoff wieder Strom und Wärme. Die Wärme wird für die Versorgung einer Schule und für ein Schwimmbad genutzt. Der Wasserstoff wird außerdem an eine Mälzerei verkauft und als Beimischung in das Erdgasnetz eingespeist.
Außerdem sind bereits in allen Haßfurter Haushalten und Betrieben über 12.000 intelligente Stromzähler verbaut. Dadurch sei es möglich, den Kunden stündlich wechselnde Stromtarife anzubieten, die sich an der Stromerzeugung orientieren. Wenn viel Strom im Netz ist, ist der Strom deutlich günstiger als in stromarmen Zeiten.
Geschäftsführer Zösch versicherte, dass alle Anlagen zur vollsten Zufriedenheit arbeiten. Die Technik für eine hundertprozentige Stromversorgung mit erneuerbaren Energien sei bereits jetzt vorhanden. Er riet dazu, mutig zu entscheiden und anzufangen, auch wenn noch nicht alle Bedenken vollständige ausgeräumt sind.
Teilnehmer äußerten, dass sie froh wären, wenn auch in ihren Dörfern die Energiewende bereits so weit fortgeschritten wäre wie in Haßfurt.
Gefragt wurde, welche ersten Schritte eine Gemeinde machen sollte, wenn sie sich vollständig mit erneuerbaren Energien versorgen will. Er empfahl, eine Bestandsaufnahme zum aktuellen Energiebedarf und gleichzeitig eine Prognose dafür zu machen, wieviel Energie in 15 Jahren gebraucht wird. Er ist überzeugt, dass jede Kommune eine individuelle Lösung braucht, um die vorhandene Technik effizient einzusetzen. Es gebe kein einheitliches Konzept.